Kompetenz, Macht, Zufall und Wahrscheinlichkeit

Gütersloh, 12. März 2024

Verrückt. Der Dunning Kruger Effekt besagt, dass sich jemand für umso kompetenter hält, je inkompetenter er ist.

Je mehr Macht jemand hat, umso weniger lässt er andere Meinungen zu und umso mehr verbietet er sie.

Denn er sieht sich absolut im #Recht und fühlt sich durch seine Machtposition darin bestätigt. Wenn er falschläge oder andere richtig lägen – oder nicht nur er richtig läge und niemand anders – wieso hat er dann die Macht und nicht andere? Das denkt er. Natürlich unbewusst.

Manche glauben, nur Empfindungen seien Meinungen (»Der #Apfelkuchen schmeckt mir«) … alles andere nicht (»Krieg ist falsch«) und damit unzulässig (wenn es dem nebulösen »#Konsens« nicht entspricht).

#Goethe meinte, jeder wisse, was die »Volksmeinung« sei, aber es sei dennoch unklar, was genau denn nun die Meinung des Volkes sei und woher sie überhaupt komme. Das ist freilich recht nebulös.

Im Grunde genommen weiß jeder, was #falsch und #richtig ist, aber die meisten interessiert es nicht. Sie setzen ihre Interessen durch (oder versuchen das) … lediglich versuchen sie gleichzeitig, das, was sie tun, als »richtig« wirken zu lassen (als »gut« zu erscheinen) … sogar wer absichtlich »böse« wirken will, droht damit nur, und rechtfertigt das mit einem »guten« Zweck (einem »höheren« Zweck) …

Aber: #Der Zweck heiligt nicht die Mittel. Niemand ist seines Glückes Schmied. Wir sind vor allem Sklaven des Zufalls, besser gesagt »Narren des Zufalls« (Taleb). Vor allem sind wir Sklaven der Notwendigkeit und der Möglichkeit. Die Kausalität ist nicht regressionsfest – lediglich bis zu einem bestimmten Grad.

Besser gesagt: Wir sind Narren der Chance.

Die Ãœbersetzung von Talebs Titel ist schlecht. »Chance« ist nicht »Zufall« … »Fooled by Randomness: The Hidden Role of Chance in Life and in the Markets« … das lässt sich nur schwer sinnvoll übersetzen. Letztlich bedeutet es, dass wir auf die Wahrscheinlichkeit hereinfallen und nicht verstehen, dass wir uns auf den Zufall verlassen. Denn die Wahrscheinlichkeit ist eine statistische Größe. Der Erfinder des Roulettes hat das verstanden – die Spieler verstehen es nicht. Die Wahrscheinlichkeit für jede Roulettezahl ist exakt gleich groß – und deshalb gewinnt am Ende die Bank. Auch Spieler können gewinnen, aber die meisten verlieren. Am Ende kann die Bank summa summarum nicht verlieren. Sie gewinnt nicht immer (im Sinne von »jedes Mal«) – das ist Quatsch. Der Punkt ist: Die Bank ist bei jedem Spiel dabei – die Spieler nicht. Wenn ein Spieler bei jedem Spiel mit derselben Position dabei wäre, würde er am Ende auch gewinnen. Aber das ist eben unmöglich. Die Bank ist hingegen automatisch bei jedem Spiel dabei.

Selbst wenn 5 mal hintereinander eine 6 gewürfelt wird, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass der nächste Wurf wieder eine 6 ist, genauso hoch wie jede andere Zahl. Exakt genauso hoch. Denn der Zufall hat kein Gedächtnis.

Selbst wenn es irgendwo Dinge gibt, die wahrscheinlicher als andere sind, so gilt das nur in der Gesamtbetrachtung und nicht im Einzelfall. Die Chance hat immer eine Bezugsgröße – der Zufall nicht. Seine einzige Bezugsgröße ist – wenn man so will – Sein oder Nicht Sein. Entweder etwas findet statt oder nicht. Und je mehr es ins Detail geht, umso mehr findet der Zufall statt. Und umso weniger finden Chancen statt. Und umgekehrt.

Dass #Wasser auf einmal nach oben fließt, ist in unserem #Universum nicht ganz ausgeschlossen, aber die Chance ist verschwindend gering. Praktisch Null. Es müssten sich alle Wassermoleküle sehr, sehr oft hintereinander alle gleichzeitig in dieselbe Richtung (nach oben) bewegen.

In diese Richtung geht auch die Theorie von der »Inflation des Zufalls« … unser Universum dehnt sich nicht nur räumlich aus und dünnt sich damit quasi aus – auch der Zufall dünnt sich immer mehr aus und nimmt immer mehr ab. Die Chance hingegen nimmt zu (die Gewissheit).

Die Chance wägen wir ab. Die Chance und ihre Abwägung beinhalten #Notwendigkeit (#Drang und #Zwang) und Zufall.