50 Jahre Auslandsjournal, Jubiläumssendung am 4. Oktober 2023

  • ZDF Mittwoch, 4. Oktober 2023, 22.15 Uhr

  • ZDF Mediathek ab Mittwoch, 4. Oktober 2023, 10 Uhr

  • 3sat Donnerstag, 5. Oktober 2023, 22.25 Uhr

Mainz, 15. September 2023

60 Jahre Auslandsberichterstattung im ZDF, 50 Jahre Auslandsjournal im ZDF. Das wöchentliche #Magazin der ZDF Korrespondenten ist seit dem 5. Oktober 1973 auf Sendung. Am Mittwoch, 4. Oktober 2023, 22.15 Uhr, steht die Jubiläumssendung auf dem ZDF Programm – Moderatorin Antje Pieper lädt ein zu einem informativen Blick nach vorne und zurück. In einer »Langen Nacht« folgen ab 0.45 Uhr die #Auslandsjournal Dokumentationen »Weltenbummler, Welterklärer – 60 Jahre ZDF Auslandskorrespondenten« und »Deutschland und die Welt – 50 Jahre Auslandsjournal«.

»Dass Auslandsberichterstattung wichtig ist, dürfte unumstritten sein«, Auslandsjournal Moderatorin Antje Pieper im Gespräch

Die Welt entdecken – das war über Jahrzehnte ein Merkmal des Auslandsjournals. Hat sich das in Zeiten von Overtourism verändert?

Es gibt nicht mehr die unentdeckten oder unbekannten Ecken in der Welt wie noch vor 50 Jahren. Die Menschen reisen viel, die Globalisierung und die Digitalisierung haben die Welt nahbarer gemacht. Deshalb gilt heute für das #Auslandsjournal vielmehr: in unseren Reportagen die Welt auf den zweiten Blick entdecken. Mit den Geschichten von vor Ort das besser verstehen können, was das Weltgeschehen prägt. Informationen sind heute überall zu bekommen – den Menschen vor Ort näherzukommen und die Geschichte hinter der Geschichte in Erfahrung zu bringen, das ist die ewig junge Aufgabe des Auslandsjournals und unserer Korrespondenten.

Daran wirken Sie seit bald 20 Jahren mit – erst als Korrespondentin in Rom und nun seit 9 Jahren als Moderatorin des Auslandsjournal. Gab es dabei für Sie Themen, die sich über diesen Zeitraum durchgezogen haben?

In meiner Korrespondentenzeit in Rom habe ich die politischen Machtspiele von Silvio Berlusconi aus der Nähe beobachten können – der #Populismus, der sich da zeigte, zieht sich als Muster bis heute in verschiedenen Ländern durch. Der Selfmademan, der gegen das Parteien Establishment antritt, sich dabei immer wieder als Opfer inszeniert und dabei bestimmte Medien für sich einspannt. Bei Trump hat sich das dann gesteigert. Für das Auslandsjournal war ich gerade unterwegs, um Polen vor der Wahl zu erkunden – auch da habe ich Menschen erlebt, die aufgrund der Entwicklungen unter der PiS Regierung daran denken, das Land zu verlassen.

Welche Entwicklungen und Themen sind Ihnen darüber hinaus besonders in Erinnerung geblieben?

Vor allem die Griechenlandkrise. Ich konnte die Uhr danach stellen, wann die Proteste der empörten Bürger eskalierten. Einmal wurde auf dem Syntagma Platz das Tränengas so intensiv, dass ich mir noch während der Schalte bereits ein nasses Tuch vor Nase und Augen halten musste. Es sind vor allem die Schicksale der Menschen, die einem besonders in Erinnerung bleiben: Als ich in #Italien über die #Mafia berichtet und Menschen erlebt habe, die sich gegen das organisierte Verbrechen gewehrt hatten und nun unter Polizeischutz leben mussten, blieben mir deren Geschichten später immer präsent. Ebenso die von Francesco Schettino, dem Kapitän der havarierten Costa Concordia, der auf der Insel Giglio als erstes seine Mutter angerufen haben soll – was in Italien ganz bestimmte Klischees bediente.

Für das Auslandsjournal waren Sie in diesem Jahr auch in der Türkei unterwegs und haben nach dem Erdbeben und vor der Präsidentenwahl über die Situation vor Ort berichtet. Ließen sich da bereits Erkenntnisse gewinnen, wie die Wahl vermutlich ausgehen würde?

Vor Ort die Leute zu erleben, deren Haus und Gut durch das Erdbeben weg und deren Leben plötzlich dadurch bestimmt war, in Zelten darauf zu warten, dass die Regierung hilft – da konnten wir viele unterschiedliche Stimmungsbilder einfangen. Als wir uns damals vor Ort umhörten, gab es trotzdem viele, die Erdogan weiter gut fanden und ihn nicht für das schlechte Krisenmanagement verantwortlich machten.

Wecken solche Recherchereisen nicht immer wieder Lust auf mehr Reporterinnen und weniger Moderationsarbeit?

Vom Studio auf dem Mainzer Lerchenberg habe ich die ganze Welt im Blick und freue mich jede Woche auf die Berichte der #Kollegen. Aber natürlich ist es für #Journalisten immer reizvoll, rauszugehen und die Vor Ort Begegnungen zu suchen. Das ist durch nichts zu ersetzen.

Bei den dominanten Krisen Themen der jüngeren Zeit, der Corona #Pandemie und dem #Ukraine Krieg, waren solche Vor Ort Begegnungen nicht immer gewährleistet.

Vor allem in der #Corona #Krise nicht – auch die Korrespondenten durften nicht reisen. Es war schwierig, auf die Straße zu gehen und herauszufinden, wie es den Menschen geht, die zu Hause bleiben mussten. In dieser Zeit haben wir fürs Auslandsjournal die Erzählformen verändert. Wir haben die Corona Geschichten von Menschen mit deren selbst gedrehtem Handy Material erzählt. Auch zu Beginn des Ukraine Krieges, als wir noch keine Reporter in den beschossenen Gebieten hatten, haben wir selbst gedrehte Berichte von Menschen vor Ort genutzt. Doch auch bei diesen beiden dominanten Themen hat sich am Ende gezeigt: Mit einem weltumspannenden Korrespondentennetz lässt sich die ganze Bandbreite solcher globalen Krisen veranschaulichen.

Das große Weltgeschehen in einer kleinen Geschichte spiegeln – wie lässt sich da sicherstellen, dass das die Zuschauer am Ende auch interessiert?

Diese Frage stellen wir uns immer: Warum sollten sich das unsere Zuschauer in Deutschland jetzt anschauen wollen? Wird etwa der Schulstart in der Ukraine oder die Dürre in den USA hierzulande auch wirklich auf Interesse stoßen? Ein Merkmal zieht sich dabei durch unsere Auslandsjournal Berichterstattung, das Interesse weckt: die Menschen in ihren Lebenssituationen zu begleiten. Und manchmal versteht man das große Geschehen besser, wenn man den Blickwinkel ändert. Da lässt sich schon erkennen, was unser Publikum interessieren dürfte. Zumal die Erzählweisen der Reportage gerade das besonders gut leisten: die Menschen hinter der Geschichte zu beleuchten.

Und welche Geschichten haben Sie für die Jubiläumssendung am 4. Oktober 2023 in Planung?

Der Blick zurück und nach vorne wird dazugehören. Wir zeigen zum Beispiel noch mal Ausschnitte aus einem alten Korrespondentenbericht über die Lebenssituation in #Marseille – und ich werde dorthin fahren, um in Erfahrung zu bringen, ob die Probleme geblieben sind, während sich die Welt weiterdrehte.

Mit Antje Pieper sprach Thomas Hagedorn.