Die große Meinung zu allem, Ephraim Kishon, Harald Schmidt und das Römische Reich

Gütersloh, 6. Mai 2023

Schon der große Kishon hat sich darüber lustiggemacht. Harald Schmidt ebenso. Dass jeder eine »Meinung« zu allem hat. Das wäre richtig, wenn er sich (kritisch!) damit auseinandergesetzt hätte (oder das dann tun würde). Aber heute übernimmt man ungefragt Meinungen, erfindet sie (»gefühlt«) oder äußert sich einfach nicht (verweigert also die Auseinandersetzung mit einem Thema).

Notizen

Die Besagten haben empfohlen: Wenn Dinge stattfinden, solle man sich schon einmal Notizen zurechtlegen und das Telefon bereithalten, falls man nach einer Meinung gefragt wird. Sodass man sie dann auch spontan parat hat.

Die Pressekonferenz

Wie jemand das in einer Pressekonferenz getan hat, sollte es eigentlich nicht sein … »Wir kämpfen also gegen ISIS, ist das richtig?« … darauf folgt natürlich eine weitschweifende Antwort … aber dann auch ein »Ja« … »Also gut. Und wie steht es um Al Nusra? Sind wir für oder gegen Al Nusra? Bekämpfen wir die auch oder unterstützen wir sie?« … »Dazu habe ich bereits alles gesagt« … »Haben Sie nicht« … »Doch« … »Dann sagen Sie es doch bitte noch einmal. Ich habe es nicht mitbekommen« … »Ich wiederhole mich nicht« … »Warum nicht?« … »Das Gespräch ist beendet« … so geht Politik heute … in Wahrheit wissen sie gar nicht, wovon sie reden. Ihre Meinung haben sie aus dem Fernsehen oder der Zeitung … »ISIS« kennt man (kannte man – heißt ja jetzt nur noch »IS«) … aber in der Region gibt es eine so komplexe und undurchschaubare Gemengelage … da blickt niemand durch (das tun sie vor Ort selbst nicht) … was eben auch ein Kernpunkt der Problematik ist … und deshalb propagieren auch immer wieder utopische Autoren die Idee der »Nichteinmischung« und dass man von selbst drauf kommen muss … und wenn man (tatsächlich) »technologisch« überlegen ist und (vermeintlich) auch moralisch, dann sollte man sich nicht einmischen. Gar nicht. Auch nicht, wenn es »gut gemeint« ist und man nur »helfen« will. Das ist schon immer nach hinten losgegangen. Früher oder später. Wie wir wissen und sehen. So sind schon viele »Weltreiche« daran gescheitert … und dann dem inneren und äußeren Zerfall anheimgefallen. Wie die Römer. Sie haben zunächst erfolgreich in weiten Kreisen anderen ihr »System« oktroyiert (gar die »Zivilisation« per se) … und sind am Ende doch verschwunden. Der Anfang vom Ende war womöglich die »Hermannsschlacht« … woraus der Mythos um Hermann den #Cherusker entsponnen wurde. Woanders geht man anders damit um. In Frankreich hat man #Asterix und Obelix erfunden. Eine #Comicfigur. Der gewitzte Gallier, der letztlich (mit Humor und Zaubertrank) unbesiegbar ist. Im Nahen Osten sind daraus Weltreligionen entsprungen. In Deutschland hat man eine Synthese aus Religion und Ãœbernahme des Ganzen realisiert (»Heiliges Römisches Reich deutscher Nation«) … im mittleren und westlichen Nordafrika hat man das letztlich als ephemere Erscheinung ignoriert und in Ägypten hatten die Römer niemals eine Chance … und viel weiter waren die Römer sowieso nie gekommen.

Monty Python im Nahen Osten

Ganz nach britischer Manier haben sich Monty Python ja auch nur darüber lustiggemacht … die »Judäische Volksfront« gegen die »Volksfront von Judäa« … »Mal abgesehen von der Medizin, den sanitären Einrichtungen, dem Schulwesen, Wein, der öffentlichen Ordnung, der Bewässerung, Straßen, der Wasseraufbereitung und der allgemeinen Krankenkassen, was, frage ich euch, haben die #Römer je für uns getan?« … »Den Frieden gebracht« … »Ach, Frieden? Halt die Klappe!« … tja. Tja. Den »Pax romana« … Frieden durch Unterdrückung. Und zwar auf übelste Art und Weise (inklusive Versklavung, Gladiatorenspielen, Ausbeutung (»Tribute«) et cetera) … was die Briten aber in Ordnung finden (weil sie es ja ähnlich selbst getan haben) … was ist denn in Indien passiert und was war denn mit dem Earl of Mountbatten? Spaltung, Konflikte bis heute (Indien und #Pakistan) … was ist im Nahen Osten (Israel, Transjordanien – das fing alles als »Britisches Mandatsgebiet« an – Mandat von wem?) … was ist in #Australien mit den Aborigines gemacht worden? Was ist in Afrika und was passiert da bis heute?

Die Allenby Bridge

Ein kleiner Aspekt des »Nahostkonflikts«: #Israel nennt die #Brücke, die einst der einzige Grenzübergang zwischen Israel und Jordanien war, »Allenby Bridge« … die Jordanier nennen sie »König Hussein Brücke« … das sagt schon alles. Wenn man als Ausländer über diese Brücke wollte, war das kompliziert. Wenn man zurück wollte, musste man aus Jordanien kommen, und konnte dann zurück. Umgekehrt gab es nur einen Weg, aber kein Zurück mehr. Wenn man beide Länder bereisen wollte, musste man erst nach Jordanien einreisen, dann über die Brücke nach Israel, und konnte dann wieder zurück nach Jordanien reisen. Man konnte aber nicht erst nach Israel reisen und dann nach Jordanien einreisen. Dann wurde man nicht mehr nach Israel zurückgelassen.