Gütersloh, »Kennzeichen HG« (Hansestadt Gütersloh), der Samstagskommentar am 11. März 2023

»Gütersloh muss lernen, sich hübsch zu machen und Wahrzeichen zu schaffen. Wer jetzt knausert, verliert«, wird gazettiert.

Blablabla. Das Gegenteil ist der Fall. Nicht wenig Geld wird recht sinnlos verbrannt. Und #Gütersloh ist »hübsch«. Dass es das nicht sei, ist eine Lüge. Es ist auch eine Ohrfeige für viele Beteiligte.

Es wurden ja auch Ideen »aufgenommen« (oder auch ignoriert oder verboten). Etwa Gütsels Ideen wie der Gütersloher Frühling (der Impuls stammt vom Künstler Hartmut Bernhard Rudorff – seine Idee war die eines großen »Blütenbrunnens« auf dem Berliner Platz, das damalige Stadtmarketing hatte ihn zu Gütsel geschickt (»Vielleicht können Sie was damit anfangen«), im Gespräch schlug Gütsel dann eher ein »Blumenmeer« und eine Stadtdekoration vor, und Rudorff ging dann zurück zu »Superkonken«, und am nächsten Tag hatten der und die »Werbegemeinschaft« die Idee eines »Blumenmeers« und einer Stadtdekoration – der »Gütersloher Frühling« war geboren. In den ersten beiden Jahren einfach so. Dann hatte sich Gütsel Gedanken über die Weiterentwicklung gemacht, und die Idee für die Parklandschaft gehabt (»Unmöglich«, »Schwachsinn«, »Unbezahlbar«), sodass die Parklandschaft dann beim dritten (?) »Gütersloher Frühling« doch stattfand) oder die Parklandschaft auf dem Hertievorplatz. Damals »Gütsel sucht den Megastar«. Das damalige Stattmarketing hatte kurz darauf im Herbst open air (erfolglos) einen »Schlagerstar« gesucht. Zufall? Die Messe »Gütsel Live« in der Stadthalle. Ein Geschenkgutschein. Ein zentraler Veranstaltungskalender. Es gibt auch weitere Ideen. Die Idee der puren Freude, der bunten Liegestühle. Oder die Idee der bunten, aufgehängten Regenschirme – die gibt es zwar weltweit allenthalben, es gab sie aber eben zuvor nicht in Gütersloh. Die Idee des Automarkts von Autohändlern (beteiligt waren vor allem Mense, Knemeyer und Hentze?). So manche Idee fand auch statt, wurde dann aber eingestampft, anstatt sie weiterzuentwickeln. Etwa das Kartrennen in der Stadt (zugegeben – das war ein gebuchter (buchbarer) Event – keine »Idee«).

Fehlen tut vor allem eine gewisse Lockerheit und Dynamik – aber auch mangelnde Wertschätzung ist kein kleines Defizit. Ebenso Egos und Nōs.

Das Kernproblem ist der Institutionalismus, der allenthalben stattfindet. Dazu eine Prise Dirigismus, Apparatismus … fertig ist die #Suppe. Leistungen werden vornehmlich an »Apparate« oder vermeintliche »Apparate« vergeben, oder gleich nach außerhalb, teils möglichst weit weg. Es wird zunehmend seltener kooperiert. Wie kann es sein, dass die »Wirtschaftsförderung« ihre Homepage in Bielefeld realisieren lässt? Die Stadtbücherei ihre in Augsburg? Andere in Berlin? Die Stadt selbst ihre in Delbrück?

Aber zum Gegenteil ist der Mensch, schon gar der Gütsler, nicht geboren. Es gab und gibt immer wieder Initiativen Einzelner, die meist daran scheiterten, dass andere hätten mitmachen müssen, und dann die Lust verloren, sodass es im Sande verlief, stagnierte oder sich sonstwie nicht weiterentwickelte. Beispiele gefällig? Die Idee der bunten Liegestühle auf dem #Dreiecksplatz. Eine Top Idee. Aber dann. Rundum müsste jeder sich mal darum kümmern, die Stühle aufzustellen und abends reinzuholen. Dazu hat dann doch keiner so richtig Lust, zumal keiner einen unmittelbaren Nutzen für sich erkennt (Viva Egoista!). Es gibt andere Ideen, die gut waren und sich etablieren konnten, aber dann schleichend »apparatisiert« wurden und dann zwangsläufig stagnieren müssen. Denn »Apparate« blockieren sich gegenseitig und sie blockieren auch sich selbst. Jegliche #Dynamik geht verloren. Der Volksseele ist das eigentlich bekannt, aber nicht wirklich bewusst. Man kennt die »Bedenkenträger«, man kennt Sprüche von Mühlen, die langsam mahlen et cetera. Man kennt freilich auch die Neigung, Petitessen zu Jahrhundertideen hochzustilisieren (und umgekehrt Großes kleinzureden). Oder Gäule zu Tode zu reiten oder gar tote Gäule zu reiten. So manche #Idee wird auch einfach ignoriert oder gar verboten.

Das Theater ist kein Wahrzeichen – dafür ist es auch zu neu (und zu modernistisch, zu hieratisch, und der Eingang wurde vergessen – natürlich gibt es Eingänge, so ist das nicht gemeint. Aber schaut man sich das Theater an, sieht man keinen Eingang, kein #Portal, kein #Entrée). Ein Wahrzeichen kommt von selbst (oder auch nicht), und das dauert. Im Grunde genommen hat Gütersloh ein Wahrzeichen – und nur eines. Nämlich den Wasserturm. Den #Dalkehafen gibt es ja leider nicht mehr, mehr